Alpencross Tag 3 Seiser Alm
Brixen - Klausen - Waidbruck - Brembach - Kastelruth - Seiser Almbahn - Compatsch - Saltria - Monte Pana - Rif. Emilio Comici - Rif. Sella - Lupo Bianco - Canazei - Pozza di Fassa- Moena - Predazzo
88 km / 2450 hm -820 hm Seiser Alm Bahn = 1630 hmDie Tour über die Seiser Alm hat zwei verschiedene Gesichter. Da oben ist ein wundervolles Fleckchen Erde, welches ich von früheren Wanderurlauben kenne, es ist aber leider für meine Begriffe zu sehr
für den Massentourismus erschlossen.
Hilft nix, andere wollen auch in diesen Genuß kommen.
Die 18 km aus Brixen raus, sind als Aufwärmtraining gerade recht für die kommenden 700 Höhenmeter von Waidbruck nach Kastelruth hoch. Der Autoverkehr im unteren Abschnitt nervt, ich will hier weg und rauf auf
die Seiser Alm, auch wenn die noch so vom Massentourismus eingenommen wird.
Nach zwei Stunden ist der Anstieg geschafft, ich komme aus dem schattigen Tal auf die sonnige Hochebene der Seiser
Alm. Der Schlern, das Wahrzeichen dieser Gegend hier, wird zum ersten mal sichtbar. Die Welt ist wieder in Ordnung. Von Kastelruth rolle ich runter nach Seis und schnurstracks in die Seiser Alm Bahn.
Die Seiser Alm Bahn zählt zu den modernsten Anlagen ihrer Art in ganz Europa. Die Talstation befindet sich in Seis (Matschnsäge), von wo aus die Trasse mit einer Länge von ca. 4300 m zur Bergstation Compatsch führt. Bei der Fahrt mit der Umlaufbahn überwinden Sie einen Höhenunterschied von 800 m in 15 Minuten.
Ich habe das getestet, alles richtig.
An der Bergstation der Bahn ist Slalomfahren zwischen Wanderern angesagt. Schnell raus aus Compatsch, über Ritsch Schwaige auf feinstem Teer rüber nach Saltria. Ab hier gehts auf Schotter weiter, endlich.
Neben den vielen Wanderern fällt mir hier oben auf, dass unzählige E-Mountainbiker unterwegs sind. Jeder so wie er mag denke ich mir einerseits. Andererseits kann ich es gar nicht glauben, dass
sechs- oder siebenjährige Kinder hier mit E-Bikes unterwegs sind. Die sollten meiner Meinung nach schon treten wenns bergauf geht. Für mich unverständlich. Wenn Jonas im Alter dieser Kids
motorisiert gefahren wäre, dann wäre er heute nicht so fit aufm MTB.
Bei einer Pause fragt mich ein Engländer erstaunt, mit zehn Fragezeichen in den Augen: "No Battery?" "Naaa, des brauch i ned."
antworte ich ihm und steig in meine Pedale.
Schotter knirscht wieder unter den Stollen meines MTB. Ich bin den Menschenhorden entflohen. Alles gut.
Seit ich hier oben bin kann ich die nordöstliche Felskante des Langkofels in der Ferne
sehen. Immer mit dem Wissen, dass ich da heute noch sehr nah ran kommen werde. Der 600 Höhenmeter Anstieg zum Rif. Emilio Comici, unterhalb der Langkofels, ist dann wieder ganz nach meinem
Geschmack.
Die Sonne brennt mir das Hirn ausm Kopf.
Der Schotterweg ist so sausteil.
Langkofel ich hab dich gleich.
Beim Emilio Comici gibts als Belohnung zwei Bratwürstel mit Pommes.
Eine eigenartige Kombination, aber nicht schlecht. Dass hier am Rifugio wieder Menschenmassen auflaufen, blende ich aus. Ich schnapp mir einen der blauen Liegestühle und genieße die sagenhafte
Aussicht auf den Sellastock gegenüber. Die Bilder die ich hier sehe sind wie gemalt. Ich sauge sie auf.
Der weitere Weg durch diese Bilderbuchlandschaft ist mir vom Wandern her bekannt.
Der obere Weg durch die "Steinerne Stadt" ist meiner. Ruckzuck bin ich am Rifugio Sella (2180 m), ein kleiner Anstieg auf Asphalt bringt mich zum Rifugio Valentini (2213 m). Ab hier geht es
für den Rest des Tages nur mehr bergab. Der S0-Trail mit der Nr. 655 führt ohne Stufen oder Felsen, kinderwagentauglich, runter zum Ristorante Lupo Bianco (1715 m). Hier war ich 2010 schon
mal auf der Sella Ronda unterwegs. Wenn mich nicht alles täuscht, ist der Trail von hier, runter nach Canazei entschärft worden. Soll heißen, verbreitert und geebnet. Schade.
Die restlichen 30 km Radweg, von Canazei durch Campitello, Mazzin, Pozza und wie die ganzen Dörfer des Fassatales heißen ist schnell erzählt. Ich komme nach Predazzo auf einem Radweg,
welcher tatsächlich ein ständig spürbares Gefälle hat. Fast möchte ich sagen, ich komme ausgeruht in Predazzo an.
Fast.
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